Portugal - Costa Vicentina, Algarve, Lissabon. Ein Reisebericht nach Corona

Publiziert am 28.06.2020 | von Lukas Meier

 

Wann?  19.-29.Juni 2020

Wie lange? 10 Tage

Wer? Lukas Meier

Route: Lissabon- Costa Vicentina- Algarve

Highlights: Die Küstenwanderung entlang den alten Fischerpfaden

Sense of Travel stellt euch gerne ein tolles Reiseprogramm auch abseits der gängigen Touristenpfaden  zusammen.

Die Costa Vicentina. Mal üppig, mal karg. Immer wild.

Zurück am Flughafen Zürich

Wie habe ich mich gefreut wieder in einem Flugzeug zu sitzen! Endlich weg! Das Gefühl von Freiheit ist wieder da. Die Spannung war gross. Wie funktionieren die neuen Abläufe am Flughafen? 
Frühmorgens erwartet mich ein leerer, stiller Flughafen. Die meisten Geschäfte sind noch geschlossen. Heute hat es wieder 17 Abflüge. Mal waren es nur fünf. Es war dann alles recht unspektakulär. Das Check-In wie immer. Ausser der Plexiglasscheibe. Maske trägt niemand. Der Duty-Free Shop ist offen. Die anderen Läden geschlossen. Wegen dem Social Distancing ist die Schlange vor dem Boarden gefühlte 200 Meter lang. Erst beim Boarding werden die Masken aufgesetzt, die zumeist während des ganzen Fluges die Gesichter bedecken. Auf Swiss-Flügen gibt es keine Maskenpflicht. Der Flug ist überbucht. Es werden Freiwillige gesucht, die auf den Flug verzichten. Aber umbuchen geht ja nicht, da es keine anderen Flüge gibt. Touristen sind nicht viele an Bord. Man spricht portugiesisch. Zumeist in der Schweiz arbeitende Portugiesen, die in die Heimat zu Besuch gehen. Der Airbus A-321 der Swiss stand die letzten 2 Monate in Dübendorf. Dies war die Begründung des Kapitäns, weshalb der Bordcomputer nicht funktionierte und wir mit 90 Minuten Verspätung starteten. Steigert diese Information mein Vertrauen? Der Bordservice auf dem ausgebuchten Swiss-Flug nach Lissabon bestand aus einem Getränkeservice und dem Swiss-Schöggeli. Ein abgepacktes Sandwich wäre kaum ein Sicherheitsrisiko. 

Der Rossio. Das Zentrum von Lissabon mit sehr wenig Menschen.
Kleine und grosse Entdecker

Ankunft in Lissabon

Lissabon, die prächtige Hauptstadt Portugals hat mich auf früheren Reisen immer wieder fasziniert. Dieses Mal treffe ich auf eine fast menschenleere Stadt. Auch hier erwartet mich ein leerer Flughafen. Dennoch lässt sich das Gepäck sehr lange Zeit. Mit einer Tageskarte geht es per Metro in die Stadt. Die Metro vom Flughafen ins Zentrum ist fast leer. Ok, es gibt ja auch fast keine Flüge. Doch auch der Rossio, der Hauptplatz, ist fast ohne Verkehr und Menschen. Und dies an einem Freitagnachmittag. Die «Million-Dollar View» vom Castelo São Jorge auf die Stadt unter mir mit genau zwei anderen Menschen zu teilen, mutete etwas seltsam an. Natürlich ist es auch toll ohne Gedränge durch die Stadt zu laufen. Die meisten Sehenswürdigkeiten sind offen. Teils sind aber nicht alle Bereiche zugänglich. Beispielsweise hat der Torre de Belém den Eintrittspreis halbiert, da nur ein Teil zugänglich ist. Der von Gustav Eiffel gebaute Elevador de Santa Justa ist geschlossen. In den öffentlichen Verkehrsmitteln, in Museen, beim Einkaufen und generell in Innenbereichen herrscht im ganzen Land Maskenpflicht. Ein Verstoss trägt eine Busse von 350 Euros mit sich. Doch zu dritt im «Electrico» der Linie 28? Die Verunsicherung ist noch immer gross. Viele Einheimische meiden die Innenstadt und die Benützung der öV noch immer. Ich komme mir vor, wie in den ersten Corona-Wochen in der Schweiz. 80% aller Coronafälle Portugals fielen auf den Grossraum Lissabon. So erstaunt es nicht, dass am Samstagnachmittag in der Fussgängerzone der Baixa kaum Einkaufsverkehr herrscht. Trotz Zutrittsbeschränkungen in die Shops, muss nie auf Einlass gewartet werden. Hop on-Hop off Busse fahren nicht und viele Souvenirläden sind auch noch geschlossen. Die Restaurants haben -wenn überhaupt offen- eine tiefe Belegung. In Restaurants haben die Tische einen Abstand von zwei Metern. Aufgestellte Trennwände sieht man sehr selten. Mund und Nase müssen beim Betreten des Innenbereichs des Restaurants, wie beim Gang aufs WC, bedeckt werden. Und natürlich auch beim Gang ans Buffet. Am Tisch sowie auch im ganzen Aussenbereich gibt es keine Maskenpflicht. Die Kellner tragen immer Maske oder ein Plastikvisier. Bei Kartenzahlungen sind vor dem Eintippen des PIN oft die Hände zu desinfizieren. Die Tische und Stühle erfahren nach jedem Gast eine gründliche Reinigung. 

Das Frühstück wurde auf dem Balkon serviert. Aus Sicherheitsgründen. Aber so darf es gerne immer sein. Ich mag keine Buffets.

Wanderung auf der Rota Vicentina

Ich freue mich auf den Höhepunkt der Reise. Eine 4-tägige Wanderung auf alten Fischerpfaden entlang der Atlantikküste Richtung Süden! Mit Tagesetappen zwischen 15 und 22 Kilometern werde ich in den nächsten Tagen gefordert. 
In Vila Nova de Milfontes erwartet mich unser Partner mit genauen Instruktionen. Die Reise ist super organisiert. Die Übernachtungen sind in sympathischen Gasthäusern. Morgens gibt es eine Lunchbox für die Wandertage. Das Gepäck wird automatisch in den nächsten Ort transportiert. 
Die Rota Vicentina ist eine Route, die sich bis an die Südküste hinzieht. Dieser Abschnitt bis Aljezur ist der wohl spektakulärste. Steilküsten mit Klippen, versteckte, einsame Sandbuchten, kleine Fischerdörfer und eine sich stets abwechselnde Vegetation. Durch den kalten Atlantik herrscht das ganze Jahr über eine Feuchtigkeit, so dass unglaublich viele Blumen gedeihen. Die Düfte sind betörend. Noch schöner ist es im April und Mai, wenn die Blütenpracht am Grössten ist. Immer wieder treffen wir auf Störche, die auf steil aus dem Meer aufragenden Felsen brüten. Es lohnt sich frühmorgens los zu wandern. Da stets ein Wind weht, ist die Hitze gut erträglich. 
Die Route ist derart abwechslungsreich, dass nie Langeweile aufkommt. Plötzlich läuft man durch einen Pinienwald, kurz darauf gilt es Sanddünen zu überqueren und sogar Bambuswälder säumen den Weg. Fotomotive noch und noch. Alle Sinne werden stimuliert. Jeden Tag springe ich mindestens einmal ins rund 16 Grad kalte Meer. Energie durchströmt meinen Körper. Abends liegt meist ein gegrillter Fisch auf dem Teller. Dazu trinken die Portugiesen ein Imperial. Ein 2-dl Bier. Dieses kostet nur gut einen Euro. Sie trinken lieber mehrere Bier, damit es immer schön kühl ist. 
Die Küste ist auch das Mekka der Surfer. Die steten Wellen bieten beste Bedingungen für alle Levels. Bitte kontaktiert uns für Tipps zu Surfcamps.

Die Reise entlang der Costa Vicentina findet ihr hier: https://www.senseoftravel.ch/destinationen/portugal/unbekannte-costa-vicentina-in-portugal/

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Algarve: Einsame Traumstrände. Wo bleiben die Touristen?

Die Algarve ist das touristische Zentrum Portugals. Die Region lebt vom Tourismus. Durch die geschichtliche Verbundenheit, sind auch heute noch die Engländer der wichtigste Quellmarkt für die Region. Und genau sie fehlen. Nur ganz wenige Liverpool- und Manchester-Shirts stechen heraus. Die ersten Flieger aus Grossbritannien sind in diesen Tagen gelandet. Doch bei der Rückkehr ins Königreich erwartet sie eine 14-tägige Quarantäne. Somit wird vorläufig nicht mit einem Grossandrang gerechnet. 
Die Strände sind weitläufig und breit. Das Wasser sehr sauber und die Wassertemperatur ist teils schon bei 22 Grad. Für den Atlantik ist dies ganz respektabel. So viel Platz am Strand wie diesen Sommer, werden wir wohl nie wieder vorfinden. An den Stränden gibt es ein neues System mit Flaggen, die den Belegungsgrad angeben. Dazu wird empfohlen die «Info Praia-App» aufs Handy zu laden, auf welcher der aktuelle Dichtegrad angezeigt wird. «Se fala portugês» ist das Motto am Strand. Hauptsächlich treffen wir jetzt noch auf Einheimische. Auch sie machen Ferien Zuhause. Auf den Zugangswegen zu den Stränden muss eine Maske getragen werden. Daran hält sich jedoch -gemäss meiner subjektiven Erfahrung- kaum die Hälfte. 

Das touristische Epizentrum ist Albufeira. Dort versammeln sich jeden Sommer rotgebrannte Touristen aus aller Welt, um miteinander in Ekstase zu verfallen. Die Partysaison wird dieses Jahr wohl ausfallen und damit auch die Einnahmen und Jobs für ganz viele Familien. Knapp ein Drittel der Restaurants und Shops sind geöffnet. In der Fussgängerzone herrscht gähnende Leere. Die Restaurants kämpfen um die wenigen Gäste. Die meisten sind Holländer. Ab und zu hört man etwas deutsch. 
Montechorro ist DIE Partymeile der Engländer. Lediglich eine Handvoll Bars und Restaurants sind geöffnet. Mit noch weniger Gästen. Nur an einem Ort ertönt Livemusik: “Take me home, Country Road”. Stille an einem Ort, der sonst nie vor sechs Uhr morgens zur Ruhe kommt. In den Touristenorten zeigt sich vorerst ein eher trostloses Bild. Nicht aber dort, wo auch die Portugiesen verkehren. Auf dem Samstagmarkt in Olhão herrscht geschäftiges Treiben wie eh und je. Die Bars und Restaurants sind voll, die Bauern verkaufen ihre Waren, auf dem Fischmarkt wird um den Fang des Tages gehandelt und die Fähren auf die vorgelagerten Sandinseln sind gut gebucht mit einheimischen Gästen. Natürlich dürfen auch dort nicht alle Sitze belegt werden.

Ich empfehle in kleinen Hotels zu übernachten. Dort ist die Situation entspannter, als in den grossen Hotelanlagen. In den Gemeinschaftsbereichen wie an der Reception ist eine Maske zu tragen. Auch am Buffet gilt diese Regel und es darf auch nicht selbst geschöpft werden. 
Exklusive bei Sense of Travel buchen wir euch die Quinta Quinze, einen alten Gutshof mit fünf Zimmern, der mit viel Liebe vom Zürcher Tom Gfeller geführt wird. Eine Oase mit viel Platz, weit weg von der Corona-Hektik.

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Fazit: Es war eine sehr schöne und entspannte Reise. Zum Übernachten würde ich unbedingt kleine Hotels bevorzugen. Wer Unterhaltung sucht, muss noch etwas warten. Portugal setzt die Hygienevorschriften sehr konsequent um und die Bevölkerung hält sich auch daran. Grundsätzlich sind die Regeln nicht anders als in der Schweiz. Ausser die Maskenpflicht. Trotzdem hat Portugal derzeit noch immer rund fünfmal mehr Neuansteckungen pro Tag als die Schweiz. Auch hier will niemand von einer «neuen Normalität» sprechen. Auch die Portugiesen hoffen, dass diese Situation eine einmalige Sache ist, und kein Portugiese geniesst es täglich eine Maske zu tragen, deren Wirksamkeit nicht belegt ist. 
Wie auch in der Schweiz, müssen wir uns mit den auferlegten Massnahmen arrangieren. So steht einer Reise nach Portugal nichts im Wege. 

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